Tag 18: Wenn die Vergangenheit dich besucht

Veröffentlicht am 24. April 2022 um 11:44

Heute, am Sonntag, schreibe ich die Ereignisse vom Freitag nieder. Ich habe mir vorgenommen achtsam zu sein. Und das gilt auch für Dinge, die mir leichter von der Hand gehen und Freude bereiten. Ich schreibe und blogge also nur, wenn ich den Wunsch danach verspüre.

Der Donnerstag war ein insgesamt so positiver Tag, dass ich beim Einschlafen die Erwartung verspürte nachts besser schlafen zu können. Leider war dem nicht so, Albträume plagten mich. Dementsprechend müde war ich am Freitagmorgen. Was war der Grund für meine Albträume? Hier in der Reha Klinik gibt es einen Mann, der eines meiner schlimmsten Erlebnisse triggert. Der Mann sieht demjenigen, der mich vor über dreißig Jahren vergewaltigt hat so verblüffend ähnlich, dass ich beim ersten Zusammentreffen glaubte, der Teufel sei von den Toten auferstanden. Derjenige, der mir dieses Leid zugefügt hat, ist schon sehr lange tot. Doch die Person, die mich an ihn erinnert, sieht aus, wie der Mann von damals. Der arme Mensch kann weder etwas für sein Aussehen, noch etwas dafür, dass sein Anblick mir Angst macht. Wie also damit umgehen? Meine Therapeutin weiß leider auf Anhieb keinen Rat. Sie will sich mit ihren erfahrenen Kollegen austauschen und mir Rückmeldung geben.

Wir versuchen noch meine Angst, durch verschiedene Übungen, zu provozieren. Ich muss zum Beispiel hyperventilieren, die Luft anhalten und mich im Kreis drehen. Auf einer Skala von 1 bis 10 werden dann die möglichen Symptome eingetragen. Alles nur mit mäßigem Erfolg. Dies weiterhin zu üben wird eine Aufgabe für das Wochenende. Ich gehe laufen. Laufen war schon früher die beste Therapie, um meine Ängste loszulassen, wenigstens für eine gewisse Zeit. Nach dem Mittagessen bin ich sehr müde und beschließe ein wenig auszuruhen. In meinem Bett falle ich in einen unruhigen Schlaf, in dem ich immer wieder von der Angst überkommen werde. Ich falle ins Bodenlose, mehrfach, immer wieder. Dieser Schlaf hat mir keine Erholung gebracht.

Und obwohl der Abend sehr entspannt wird, plagen mich nachts wieder die dunklen Träume. Am Morgen bin ich traurig und wütend zugleich. Warum kann es nicht endlich gut sein? Welche Aufgabe gilt es zu erfüllen? Ist dieser Mann vielleicht hier, damit ich Frieden mit diesem Teil meiner Vergangenheit schließen kann?

Ich wünsche mir sehr, dass ich die Antwort darauf finden werde, bevor ich wieder nachhause fahre.

 

Fazit des Tages: Nicht auf alle Fragen gibt es gleich Antworten!

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.